DHT: Der Haar-Killer Nummer eins

Nachdem bei mir dieser dumme Tumor festgestellt wurde, über den ich ja bereits berichtet habe, kam ganz oft die Frage: »Wie bekommt man denn so etwas?«

Bis vor einigen Wochen konnte ich dazu nur mit den Schultern zucken, war mir auch gar nicht wirklich bewusst, dass es einen Verursacher gab. Bis dann eines Morgens meine neue Frauenärztin anrief und mir ganz lapidar mitteilte: »Das Meningeom ist höchstwahrscheinlich durch das Medikament X verursacht worden!«

Aus rechtlichen Gründen darf ich den Namen nicht nennen, daher sagen wir hier einfach mal X. Eine Google-Suche ergab dann, dass X tatsächlich Meningeome verursachen kann, außerdem hat eine aktuelle Messung ergeben, dass ich ein Stückchen kleiner geworden bin – Knochenentkalkung ist nämlich auch eine der netten Nebenwirkungen.

Kurzum: X ist Teufelszeug, ich habe es dann im kalten Entzug einfach abgesetzt und dachte: Prima, dass du das los bist!

Als ich einige Tage nach der Operation wieder die Haare waschen durfte und der Abfluss total verstopft war, dachte ich zuerst, es wären die Nachwirkungen der Narkose und diversen Schmerzmittel, die ich bekommen hatte. Doch als ich dann zusätzlich noch eine fettige Haut bekam, wurde ich hellhörig. Hautunreinheiten hatte ich selbst in der Pubertät nicht gehabt, daher wusste ich, dass mein Körper X anscheinend, zumindest was Haut und Haare anbelangt, irgendwie vermisste.

 

Machen wir an dieser Stelle mal einen kleinen Ausflug in die Hormon-Kunde:

Die Androgene werden beim Mann in den Hoden und bei Mann und Frau in der Nebennierenrinde gebildet. Eines dieser Androgene ist das Testosteron. In den letzten Jahren ist den Haarforschern ein echter Durchbruch gelungen, denn sie entdeckten, dass unser Körper aus Testosteron mittels des Enzyms 5-Alpha-Reduktase Dehydrotestosteron (kurz DHT genannt) bildet.

Oder um es ganz einfach auszudrücken: Genau dieses DHT ist DER ›Haar-Bösewicht‹ Nummer eins, da es sich an die Haarfollikel heftet und das Haar verkümmern lässt. Medikament X hatte genau diesen Kreislauf unterbrochen und die Empfindlichkeit meiner Haarwurzeln gegen DHT ausgetrickst – leider mit bösen Nebenwirkungen. So galt es nun also, einen Ersatz zu finden und ich bemühte Tante Google. Dort wurde mir vor allem Sägepalmenextrakt empfohlen, was ich natürlich ausprobierte – jedoch ohne Erfolg.

 

Dann schrieb mich meine Facebook-Freundin Dianne McMichael aus Australien zu einem völlig anderen Thema an, und ich dachte: Jetzt oder nie! Ich schilderte ihr mein Problem und sie meinte: »Try Spiro!«

Was sie meinte, so ergab meine Internetrecherche, ist ein Wirkstoff namens Spironolacton, der bei uns in Deutschland jedoch nur als reines Entwässerungsmittel eingesetzt wird. Ich war erstaunt und schrieb Dianne noch einmal an. Sie lud mich dann in zwei geschlossene FB-Gruppen ein, in denen sich alles um die Hormon-Ersatztherapie (dort HRT = hormone replacement therapy genannt) dreht.

Die Mitglieder sind vor allem Frauen in der Menopause, aber auch Mann-zu-Frau-Transsexuelle, denn die Hormonbehandlung läuft bei beiden auf dasselbe Ziel heraus: den Östrogenmangel auszugleichen.

In besagten Gruppen lernte ich mit großem Erstaunen, dass Spironolacton in Amerika standardmäßig verschrieben wird, wenn es um Haarausfall geht, der durch männliche Hormone verursacht ist (Alopecia androgenetica), weil – und nun wird es interessant – Medikament X in den USA aufgrund der immensen Nebenwirkungen keine Zulassung durch die FDA bekommen hat. In Europa ist die antiandrogene Therapie mit Spironolacton indes eher unbekannt.

 

So war denn auch meine Frauenärztin völlig erstaunt, als ich ihr wenige Tage später meine ›Ausarbeitungen‹ zu diesem Thema vorlegte, verbunden mit meinem Wunsch: »Bitte verschreiben Sie mir das!«

Nun habe ich das Glück, dass Hormone ihr Fachgebiet sind, vor allem aber war sie neugierig auf dieses ›Experiment‹. Dieses allerdings mit einer peinlich genauen Voruntersuchung, ob meine Nieren gesund sind, denn ein Diuretikum ist ja nicht ohne.

Und so schluckte ich dann zwei Tage später die erste Spiro-Tablette, beziehungsweise fing mit einer halben Tablette an, um eine einschleichende Dosierung zu haben. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: nach einer Woche waren die Hautunreinheiten verschwunden, der Haarausfall ist extrem zurückgegangen und wird von Tag zu Tag weniger.

 

Für diesen Blogartikel habe ich dann einige Herstellerfirmen der Spiro-Produkte kontaktiert, dort war man aber völlig ahnungslos, dass ihr Produkt neben der Entwässerung noch einen anderen Nutzen haben sollte. Lediglich bei Ratiopharm (mit deren freundlicher Genehmigung ich das Bild der Verpackung hier abbilden darf) wurde ich in die Forschungsabteilung weiter verbunden, wo ein netter Herr mir wie folgt erklärte: »Natürlich wissen, dass Spiro eine antiandrogene Wirkung hat. Aber leider bekommen wir in Deutschland keine Zulassung dafür.«

 

An dieser Stelle muss ich dann doch mal fragen: Wieso bekommt Medikament X trotz all der unerfreulichen Nebenwirkungen eine Zulassung in Deutschland, wo es doch viel harmlosere und unschädlichere Therapien gibt?

 

Wie so oft keimt zurzeit wieder einmal ganz immens der Wunsch in mir auf, Gesundheitsministerin zu werden. Und ich hätte da eine ganze Liste von Ideen, die ich abarbeiten würde!

 

Wald

Solange ich noch nicht als Ministerin vereidigt bin, lasse ich meine Haare stylingtechnisch in Ruhe,

damit sie sich erholen können und genieße mit Max und Brandy die freie Natur.

 

 Nummer3

 Am Tag der Amtseinführung leihe ich mir dann ein paar Haare sowie ein nettes Kostümchen.

 

Unterstützt wird meine ›Haar-Kur‹ durch zwei interessante Produkte, über die ich dann beim nächsten Mal berichten werde.

 

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1 comment

  • weber

    Herzlichen Dank für diese Informationen.
    Für mich wäre es wichtig zu wissen, ob es sich bei diesem Medikament X um die Antibabypille handelt.

    Mit freundlichen Grüßen

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