Susannah Rosenbaum: Wir kreieren unsere eigene Wirklichkeit!

Die Psychotherapeutin Susannah Rosenbaum ist eine der drei Hauptdarstellerinnen in meinem neuen Buch „Der dunkle Dreiklang“. Sie hilft der Auftragskillerin Karla Bernhardt dabei, endlich glücklich zu werden – und vielleicht sogar, ihrem tödlichen Job adieu zu sagen. Grund genug also, diese interessante Persönlichkeit einmal zum Interview auf mein Sofa zu bitten.

H.B.: Susannah, Sie sind eine vielgefragte Psychotherapeutin, daher ganz herzlichen Dank, dass Sie mich zwischen zwei Termine quetschen konnten. Sie sind zwar nur eine Buchfigur, aber bei der Lektüre fiel mir auf, dass sie die Geschichte erst so richtig in Fahrt bringen und ihr mehr Leben einhauchen als alle anderen Beteiligten.

S.R.: Nun, ich bin, ohne zu viel zu verraten, vielleicht realer, als sie denken – aber auch nicht so sehr, wie Karla es meint (lacht und schiebt sich ihre Brille in die Haare). Eigentlich bin ich nur darum entstanden, Karla zu helfen, wieder in ein normales Leben zurückzufinden und sie dem Einfluss dieser fürchterlichen Hackerin Agnetha Reiser zu entreißen. Wenn ich daran denke, dass Agnetha und ich … okay, kommen wir wieder zu Ihrer Frage zurück.

Ich denke, Karlas Probleme haben schon sehr frühzeitig begonnen, denn auch wenn sie bei ihrer liebevollen Hippie-Oma Gigi aufgewachsen ist, so schwebte doch immer ein Gedanke über ihr wie das berühmte Damoklesschwert: „Mein Vater hat mich nicht haben wollen, weil meine Mutter bei meiner Geburt gestorben ist.

Und das muss man erst einmal verkraften, sie hatte ja nie die Gelegenheit bekommen, das alles therapeutisch aufzuarbeiten. Ferner hat sie panische Angst davor, dass sie seine Gene und damit auch seine Bösartigkeit geerbt hat. Am Ende stellt sich dann heraus, dass ihr Vater ja doch … upps, fast verplappert.

Wir alle haben die Tendenz, Muster aus unserer Kindheit zu wiederholen, weil wir das als unser „Zuhause“ ansehen. Wir behandeln und bestrafen uns genau so, wie unsere Eltern das mit uns gemacht haben. Und Heinz Bernhardt war ja nun ein ganz besonders scheußliches Ekelpaket, der nicht nur Karlas Hundebabys ertränkt hat, sondern ihr auch stets die falschen Botschaften vermittelt hat: „Du machst alles falsch“, „Es ist alles dein Fehler“ … kein Wunder, dass sie dies alles verinnerlicht und sich dann auch solch einen mörderischen Job gesucht hat. Aber es ist ein großer Fehler, den schwarzen Peter immer nur unseren Eltern zuschieben zu wollen, denn 1. sind wir alle nur Opfer von Opfern und 2. kann man jedes Verhaltensmuster durchbrechen. Heinz Bernhardt selber ist ja dann Opfer seiner eigenen Blödheit geworden, weil er den Raukopfpilz mit Pfifferlingen verwechselt hat – oder vielleicht war es auch anders, letztendlich ist das aber auch egal.

Ziel meiner Therapie mit Karla ist es jedenfalls ihr zu zeigen, dass alles, mit dem wir uns herumschlagen, Gedanken sind – und Gedanken kann man ganz einfach (ver-)ändern. Ganz egal, welche Probleme uns auch plagen mögen, unsere Erfahrungen sind einzig und allein das Resultat unserer Gedanken. Kurz gesagt: Ändere deine Gedanken und das Problem ist schon so gut wie beseitigt. Hilfreich dabei ist auch einer meiner Lieblingssätze, der nicht so platt ist, wie er auf den ersten Blick erscheint: „Die Vergangenheit ist vorbei und abgehakt!

Denken Sie ruhig einmal darüber nach.

Susannah-Portrait

 Die schneeweiße Madonnenlilie ist ihre Lieblingsblume

 

H.B.: Danke, das werde ich bestimmt machen. Aber schauen wir uns einmal ihre Vorgehensweise etwas näher an. Sie arbeiten nach der Rational-Emotiven Therapie nach Albert Ellis, und wie man im Verlauf der Geschichte sieht, ist es genau das, was Karla zum Aufwachen aus ihrem jahrelangen Delirium bringt. Funktioniert dies bei all ihren Patienten so reibungslos?

 

S.R.: Albert Ellis hat diese Therapie im Jahr 1955 begründet, sie gilt heute als Pionieransatz in der Kognitiven Verhaltenstherapie. Vereinfacht ausgedrückt geht es darum, den Patienten durch Veranschaulichung zu zeigen, dass sie ihren Leiden nicht hilflos ausgeliefert sind, sondern sie mit Hilfe ihrer eigenen geistigen Kräfte erlernen können, die Gefühle und Verhaltensweisen aktiv zu ändern. Anders als der für meinen Geschmack etwas krude Denkansatz von Sigmund Freud, der mir oftmals wie ein esoterischer Budenzauber erscheint mit seiner Jongliererei mit Ich, Es und Über-Ich, geht Ellis den Problemen mit Vernunft auf den Grund, daher ist es gerade für rational denkende Menschen DIE perfekte Therapie.

Jean Anouilh bringt es besonders schön auf den Punkt: „Die Dinge sind nie so, wie sie sind. Sie sind immer das, was man aus ihnen macht.“

Und um Ihre Frage zu beantworten: Ja, diese Therapie bewirkt bei den meisten meiner Patienten wahre Wunder.

Friseur

Susannah und ihr Friseur Frank Griewel („Kinky’s“ im Dortmunder Westpark)

 

H.B.: Im ersten Teil des Buchs tragen sie durchweg immer blau, ganz am Schluss machen auch Sie eine Wandlung durch und zeigen sich in einem komplett anderen Look. Sehen Sie als Therapeutin einen Zusammenhang zwischen modischem Statement und unserem Seelenleben? Und was sind ihre modischen Prognosen für den kommenden Herbst?

S.R.: Absolut, sogar mehr, als uns bewusst ist. Was mir oftmals auffällt: je krasser das Muster der Kleidung, desto mehr will sich sein Träger dahinter verstecken. Kleidung ist natürlich immer auch Ver-Kleidung, aber bei mir werden Sie nie Muster oder schrille Farben sehen. In einer Zeit, die wie unsere gerade durch so massive politische und gesellschaftliche Unruhen geprägt ist, denke ich, dass sich die Modemacher wieder verstärkt auf den klassischen Trend zurückbesinnen werden, um ihren Kundinnen etwas mehr Ruhe in der ganzen Hektik zu vermitteln. Ein Trend, der mir sehr entgegenkommt. Wie gesagt, Blau geht immer, aber neuerdings kombiniere ich auch sehr gerne ein weißes Männerhemd, das ich mir auch schonmal gerne von meinem Freund ausleihe (Marius Jahnke, Professor mit einem Lehrstuhl für ‚Communications & Marketing’; Anm. von H.B. ) mit Brauntönen, in der kommenden Saison übrigens „Tobacco“ genannt.

Susannah-blue

Blau geht immer: Susannah in der Traumsequenz von Kapitel 11

 

Vor allem aber möchte ich allen Frauen den Rat an die Hand geben, der in jeder Modesaison envogue ist: Ziehen Sie das an, worin Sie sich am wohlsten fühlen und immer ganz Sie selbst sind.

Be you, be true – mein Motto!

 

H.B. Vielen Dank für das interessante Gespräch, ich melde mich direkt als Ihre neue Patientin an.

 

Lesen Sie mehr über Susannah Rosenbaum und ihre Therapie ab dem 01. September in meinem neuen Buch:

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Einen fulminanten Auftritt hat Susannah Rosenbaum auch im Buchtrailer, den Sie hier in der deutschen Version sehen können:

https://youtu.be/D3_RdX461Jc

 

 

 

 

 

 

 

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